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Von Gehaltswünschen und technologischen Hypes

Friday 15.11.2019 Jonas Felix, Christian Walter

Jonas Felix, Co-Founder fossilo.com, und Christian Walter, Managing Partner swiss made software, steuern die Entwicklung des swiss developer survey.

Entwickler/innen schätzen in erster Linie eine gute Bezahlung. Jein. Entwickler machen sich Gedanken um moralische Fragen und wie die von ihnen entwickelte Technologie genutzt wird. Schon eher. Entwickler sind mit ihrer Arbeit zufrieden und wollen beruflich dortbleiben, wo sie jetzt sind. Wieder Jein.

Was die Entwickler wollen und denken, ist am Ende vielschichtig. Dank fast 1000 Teilnehmenden beim swiss developer survey 2019 können wir nun aber obige Fragen und noch einige mehr beantworten. Im Folgenden sind ein paar Einblicke ausgeführt; mehr Details gibt es im Survey hier. Was jedenfalls als klare Erkenntnis im Vordergrund steht, ist die Leidenschaft der Entwickler/innen für Technologie - inklusive theologisch anmutender Grabenkämpfe darüber, was man ausmustern oder behalten sollte.

Zum Beispiel werden in der Schweiz 125 verschiedene Entwicklungssprachen genutzt; etwa 25 davon sind klar im Fokus und jeder Entwickler beherrscht im Schnitt sechs verschiedene. Dass hier grosse Leidenschaften im Spiel sind, zeigt sich beim Thema JavaScript: Die Sprache ist ganz oben in den Ranglisten sowohl der meist verwendeten als auch der gemochten sowie der nicht gemochten Sprachen. Sie soll demnach eingeführt und gleichzeitig ersetzt werden. Es lohnt sich hier, jeweils die Details anzuschauen.

Interessante Einblicke birgt auch das Kapitel Datenbanken: Klarer Nutzungs-Frontrunner ist MySQL. Die Liebe hält sich aber in Grenzen - wohl auch wegen des Verkaufs an Oracle und der Verfügbarkeit des Fork MariaDB. Gleichzeitig gibt es grosses Interesse an den NoSQL-Alternativen. Sollte dieses Interesse zu konkreten Anwendungen führen, wird es schwer für Unternehmen, die mit Lizenzen Geld verdienen. Die Open Source-Alternativen stehen eindeutig hoch im Kurs - gerade was zukünftige Nutzungswünsche angeht.

Open Source-Datenbanken im Kommen

Wenig Begeisterung zeigen auch die Meinungen zu Oracles Kernprodukt. 199 Entwickler/innen geben an, es zu nutzen. 103 sagen, sie mögen es nicht (71 mögen es). Einführen wollen es nur 9 und 61 sagen, man sollte es ersetzen.

Neben detaillierten Fragen zu Programmiersprachen, Frameworks, Datenbanken und Plattformen wurden die Entwickler nach ihrer Befindlichkeit befragt. Ausgeschlossen wurden nur Entwickler, die im Ausland für ausländische Unternehmen arbeiten. Die meisten Teilnehmenden kommen aus der Schweiz (genauer der Deutschschweiz) und arbeiten für Schweizer Firmen. Nur etwa 8 Prozent kommen aus der Romandie und weitere 2 Prozent leben im Ausland.

Auch wenn nicht alle Schweizer sind, sind über 80 Prozent seit mehr als 10 Jahren hier. 7 Prozent befinden sich sogar zurzeit im Einbürgerungsverfahren. Hopp Schwiiz! Alterstechnisch sind sie bunt gemischt, doch fast 90 Prozent sind Männer.

Allen Befragten gemeinsam ist die hohe Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit: 87 Prozent sind zufrieden bis sehr zufrieden und 56 Prozent wollen in fünf Jahren das Gleiche tun wie heute oder denselben Job mit mehr Vertiefung ausüben. 

Bei der Arbeitsplatzwahl sind für fast 80 Prozent die Firmenkultur und die persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten ausschlaggebend. Die Hälfte will ausserdem von zu Hause arbeiten können. Eine Parallele dazu ist die Relevanz der Entfernung zum Arbeitsplatz. Bei den Benefits liegt das Gehalt vorne: Für 80 Prozent der Teilnehmenden ist es der zentrale Faktor, mit dem Unternehmen ihre Wertschätzung ausdrücken können, gefolgt von Budgets für Fortbildung (57 Prozent) und Computer-/Büroausstattung (46 Prozent).

Ethische Fragen sind wichtig

Dabei sind die Entwickler/innen ein moralisch veranlagtes Grüppchen. 63 Prozent würden ethisch fragwürdige Arbeiten nicht ausführen und fast 80 Prozent sehen sich verpflichtet, über die Konsequenzen der von ihnen entwickelten Technologien nachzudenken.

Zuletzt fragten wir die Entwickler/innen nach ihrer Einschätzung zu diversen technischen Hype-Themen. Glaubt man dem Marketing, gibt es ja mittlerweile keine IT-Bude mehr, die nicht in Blockchain und KI macht. Die Entwickler sehen das anders - zumindest teilweise. Während Künstliche Intelligenz in den nächsten fünf Jahren stark an Relevant zunehmen soll (von 46 Prozent heute auf 80 Prozent 2024), hält sich die Begeisterung beim Thema Blockchain mehr in Grenzen. Das Schlusslicht unseres Tech-Barometers wird heute nur von knapp 15 Prozent für wichtig oder sehr wichtig gehalten. Diese Einschätzung erhöht sich im Fünfjahresausblick auf etwa 37 Prozent. Sollten die Entwickler mit dieser letzten Einschätzung recht behalten, ist es vielleicht gar nicht so schlimm, wenn der Westen hier die Investitionen den Chinesen überlässt.

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