Der Faszination Technologie folgen

Freitag 15.11.2019 Christian Walter
Christian Walter

Christian Walter ist Geschäftsführer und Redaktionsleiter von swiss made software. Bis Ende 2010 arbeitete er als Fachjournalist für das ICT-Magazin Netzwoche, publizierte zuletzt aber auch im Swiss IT Magazin, der Computerworld sowie inside-it.

Trotz eines reichhaltigen, globalen Technologieangebots setzt man bei Opacc immer wieder auf Eigenentwicklung. Deshalb dürfen sich die Mitarbeitenden auch regelmässig mit technologischen Grundlagen auseinandersetzen.

«Wir pflegen bei uns Berufsstolz und bauen ein gutes Produkt. Hier wird nichts zusammengeklickt», erklärt Christian Reiter, CTO beim ERP-Softwarehersteller Opacc. Zum Beispiel beim User-Interface: Anstatt auf eine der «vielen bunten Libraries» zu setzen, bauten die Rothenburger es teilweise selbst. Dies auch, da Drittprodukte immer wieder von technologischen Trends getrieben werden. «Wechselt ein Projekt alle drei Jahre die Richtung, haben wir ein Problem. Denn unser Produktlebenszyklus ist sehr lang. Deswegen können solche Veränderungen leicht einen negativen Einfluss auf Architektur und Qualität haben», so Reiter. 

Ein weiterer Grund ist die mangelnde Passgenauigkeit: «Bei 100 Prozent Komplexität brauchen wir maximal 20 Prozent der Lösung. Und trotzdem müssen wir immer viel in Anpassungen investieren», erklärt Reiter. Das Schlimmste an solchen Technologien ist für ihn jedoch der Umstand, dass sich die Mitarbeitenden nicht mehr mit den Grundlagen auseinandersetzen.

Keine Brute-Force-Ansätze

Beispiel Rich Client: Zurzeit findet hier ein Technologiewandel statt. Dafür wurde das Framework neu erstellt und anschliessend der grösste Teil des Codes automatisch übernommen. Dem voran gingen sorgfältige Überlegungen: Was ist die technische Grundlage? Wie bilde ich das im Framework ab? Opacc verfolgt dabei keinen Brute-Force-Ansatz mit möglichst grossen Teams, sondern setzt auf kleine und hoch kompetente Projektteams, die sich aus dem Stammpersonal rekrutieren.

«Technologieentscheide treffen bei uns die Architekten, die es in jedem Team gibt. Hat ein Entscheid Einfluss über das jeweilige Team hinaus, stecken die Architekten die Köpfe zusammen», erklärt Reiter. 

Die Teams selbst sind entlang der Architektur organisiert: Client, Backend, Webanwendungen, Mobile. Jedes Team hat einen Leiter sowie die schon erwähnten Architekten. Diese sind zwar für Entscheide verantwortlich, mitreden dürfen aber alle. Deshalb wird den Entwicklern viel Freiraum gewährt, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen, Prototypen zu bauen und interne Seminare zu geben. «Docker war ein Mitarbeiter-Projekt - jetzt läuft ein Teil des serverseitigen Deployments im Cloudcenter hierüber», so Reiter.

Freiräume zulassen

Wichtige Triebfeder ist häufig die Eigeninitiative der Mitarbeitenden. «Die Faszination Technologie haben wir alle. Unsere Leute suchen sich häufig selbst Projekte», so Reiter. Das gilt auch für das Thema Weiterbildung: Das Unternehmen ist offen für Kurse oder Studien, «auch wenn die Entwickler es häufig lieber selbst lernen». Ähnlich verhält es sich bei der Karriere: Wer wirklich will, dem steht es frei, Richtung Teamleiter oder Architekt zu gehen.

Freiraum gibt es auch beim Thema Auslastung: «Wer ständig zu 100 Prozent beschäftigt ist, kann nicht frei denken. Entwickler müssen verschiedene Varianten im Kopf behalten. Der falsche Weg kann drei Mal so lang dauern», so Reiter. «Vor dem Release wird es natürlich heisser. Aber der Freiraum, den wir den Leuten geben, und der Wert, den wir auf Grundlagen legen, sind die Basis für ein nachhaltig gutes Produkt.»

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