Durchblick im Compliance-Dschungel
Regularien wie MIFID, AEoI, FIDLEG sorgen seit der Finanzkrise für Komplexität in der Compliance. Die Finanzbranche kann dem nur mit Digitalisierung entgegentreten, zumal Verstösse seitdem auch härter geahndet werden.

«Was darf ich tun, ohne mich strafbar zu machen?» – eine zentrale Frage für Anlageberater 2018. Eine Lösung bietet das Zürcher Regtech-Start-up Investment Navigator. Das Unternehmen will den Anlageberatern jeweils genau aufzeigen, welche Finanzprodukte sie ihren Kunden anbieten dürfen und welches die steuerlichen Konsequenzen sind.
Dazu müssen drei Dinge präzise erfasst und miteinander verknüpft werden: die Umstände des Kunden, die Details des Produkts und die relevanten regulatorischen Kriterien. Ein Beispiel: Woher kommt der Kunde – aus Deutschland, aus Italien? Wie kommuniziere ich mit ihm – per Mail, in Person? Usw. Für jeden Kunden sind mindestens fünf verschiedene Kriterien relevant. Diese müssen wiederum zu den verschiedenen Anlageinstrumenten ins Verhältnis gesetzt werden. Und dieses Universum ist alles andere als klein: 85'000 Anlageprodukte umfasst die Datenbank von Investment Navigator zurzeit im Fondsbereich. Zum Vergleich: Swissquote listet knapp 13'000 Fondsanteilsklassen. «Für eine kleinere Bank gibt es leicht 2160 unterschiedliche Kundenpro le und somit 172 Millionen Regelergebnisse», so Maurus Fries, CTO von Investment Navigator.
Verantwortung für die Compliance
Kein Wunder, dass kein Kundenberater diese Möglichkeiten ernsthaft durchblickt, geschweige denn die Verantwortung für eine Erfüllung der Compliance übernehmen kann. Zumal bis vor Kurzem die regulatorischen Weisungen für den Vertrieb von Anlageprodukten nur jeweils in Form eines PDFs vorlagen. Investment Navigator wertet die rechtlichen Produktdokumente aus, digitalisiert die Informationen und sorgt für einen einfachen Zugang. «Unser USP geht aber über die einfache Digitalisierung hinaus. Wir verknüpfen die Vertriebsregeln mit dem Kundenkontext und den Produktattributen basierend auf einer proprietären Logik und können dadurch Aussagen auf dem einzelnen Anlageinstrument treffen», erklärt Fries.
Rendite nach Steuern
Das Unternehmen geht aber noch einen Schritt weiter. Jenseits der Compliance liegt die Frage der Rendite nach Steuern. Dabei ist wieder die Situation des Kunden ausschlaggebend. «In Frankreich ist es beispielsweise steuerlich unvorteilhaft, in ausschüttende Anteilsklassen zu investieren, also in Fonds, deren Erträge aus Dividenden und Zinsen nicht reinvestiert werden», erläutert Tobias Houdek, Senior Product & Marketing Manager.
All diese Varianten werden mit Hilfe von Investment Navigator eruiert. Die Software zeigt aber nicht nur, ob ein Produkt geeignet ist, sondern auch, warum andere es nicht sind. Verbunden damit gibt es die Möglichkeit, sich Alternativen anzeigen zu lassen. Investment Navigator steht als Gratis-Website und als angepasster Service für Banken und Vermögensverwalter zur Verfügung.
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