Blockchain setzt Ressourcen frei

Montag 01.08.2016 Thomas Brenzikofer
Thomas Brenzikofer

Thomas Brenzikofer ist stellvertretender Geschäftsführer von i-net innovation networks und Member of the Board bei swiss made software.

Dank Blockchain-Technologie können Finanztransaktionen direkter abgewickelt werden. Finanzinstitute werden sich zu dieser neuen Welt Zugang verschaffen müssen. Genau darauf setzt Incentage: Integration statt Konfrontation.

Wem vertraut der Kunde künftig: Der Blockchain-Technologie oder seiner Bank? (© ras-slava/Fotolia)

Die Blockchain-Technologie wird die Finanzwelt revolutionieren. Davon ist Felix Huber, CEO von Incentage, überzeugt. Ebenfalls sicher ist er sich, dass dieser Umbruch für sein Unternehmen vor allem Eines bietet: Eine Chance. Dies mit gutem Grund. Denn ein Umbruch hatte seinerzeit auch zur Gründung von Incentage geführt. Als sich sein damaliger Arbeitgeber nach der Jahrtausendwende nicht dazu entschliessen konnte, die von ihm entwickelte Integrationsplattform zu erneuern und auf Webtechnologien zu setzen, entschied er sich zusammen mit drei Geschäftspartnern und strategischen Investoren 2002 für den Alleingang. 

Mit Erfolg: Heute zählt der Swiss-Made-Software-Spezialist für Finanztransaktionen in Zürich 30 Mitarbeitende und weltweit 150 Spezialisten. Die solide Geschäftsbasis erlaubt es Incentage nun, aus eigener finanzieller Kraft den nächsten Ausbauschritt zu stemmen. Für Huber ein entscheidender Vorteil: «Unsere Kunden wollen einen unabhängigen und auf Langfristigkeit ausgerichteten Partner. Das kann ihnen ein mit Venture Capital finanziertes Start-up nicht bieten.»

Volkswirtschaftlicher Unfug

Vertrauen ist denn auch das höchste Gut im Finanzgeschäft. Bis dato standen die Banken dafür ein, dass Finanztransaktionen korrekt abgewickelt wurden. Ihre Kunden dankten es ihnen mit ordentlichen Gebühren. Dank der Blockchain-Technologie, wie sie durch Bitcoin mehr und mehr salonfähig gemacht wurde, kann dieses Vertrauen nun technisch hergestellt werden. Der Trick ist simpel: Die Transaktionsregeln zwischen A und B werden in einem unveränderbaren so genannten Public Ledger festgehalten.

Was also früher von der Bank per Fax, Telefon und Datenleitung teils automatisch, teils händisch abgewickelt wurde, kann nun über eine Transaktionsplattform direkt geschehen. Dadurch versickert für die Banken zwar eine Einnahmequelle. Dennoch werden sie nicht obsolet. Schliesslich steht am Anfang und am Schluss einer Blockchain-Transaktion immer noch ein Bankkonto. Genau hier kommt die Lösung von Incentage ins Spiel sowie ein weiterer Player: Lykke. Initiiert von Richard Olsen und als Distributed Autonomous Corporation aufgesetzt, soll sich unter diesem Namen ein Blockchain-Marktplatz für Finanztransaktionen etablieren. Und zu diesem gewährt die Software Suite von Incentage den sicheren Zugang für Finanzinstitute.

Dadurch wird aber auch das Geschäftsmodell von Incentage auf den Kopf gestellt. Statt an grossen Kundenprojekten und Softwarelizenzen wird man künftig pro Transaktion verdienen. Damit das aufgeht, braucht es ein hohes Volumen, und dies setzt wiederum voraus, dass sich die Blockchain-Technologie flächendeckend durchsetzen wird. Für Huber ist das eine Frage der ökonomischen Vernunft: «Das jetzige System ist in gewissen Bereichen ineffizient und volkswirtschaftlicher Unfug.»

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