Die Energiewende lebt von der Digitalisierung

Montag 08.10.2018 Christian Walter
Christian Walter

Christian Walter ist Geschäftsführer und Redaktionsleiter von swiss made software. Bis Ende 2010 arbeitete er als Fachjournalist für das ICT-Magazin Netzwoche, publizierte zuletzt aber auch im Swiss IT Magazin, der Computerworld sowie inside-it.

Nach Fukushima erreichte die Diskussion um nachhaltige Energie eine weite Bevölkerung. In der Schweiz kulminierte dieser Prozess in der Annahme des Energiegesetzes von 2017. Jetzt ist Raum im Markt für smarte IT­-Lösungen.

smart.control ist nicht nur instrumental dabei, sprichwörtlich Licht in die Wohnung zu brin- gen, sondern erlaubt einen transparenten Einblick in Verbrauch und Kosten – für Mieter, Anlagenbesitzer und Stromversorger.

Deutlich merkt das der IT-Dienstleister Edorex, der mit smart.control 2012 ein intelligentes, umfassendes Framework zur Überwachung, Steuerung und Visualisierung des Stromhaushalts lanciert hat. Zwar gab es bereits 2010 einen funktionalen Prototyp, doch konnte sich dieser nur beschränkt durchsetzen. «Mit der Abstimmung zur Energiestrategie 2050 ist eine Blockade im Markt verschwunden. Die ganze Branche hat auf das Ergebnis gewartet», so Beat Muster.

In den Fokus gerückt sind jetzt die lokale Energieproduktion und deren Verbrauch sowie die im Gesetz neu definierten Eigenverbrauchsgemeinschaften (EVG). Dies sind Gruppen von Stromkonsumenten, die untereinander abmachen, wie sie eigens produzierten Solarstrom verbrauchen wollen. Konkret bedeutet das, dass beispielsweise die Besitzer von Photovoltaikanlagen den selbst erzeugten Strom direkt an die im Haus lebenden Parteien verkaufen – solange der Preis nicht höher ist als der des externen Stromversorgers. Bei einem solchen Szenario muss natürlich genau erfasst werden, welcher Mieter wie viel verbraucht hat. Diese Daten werden mit vernetzten Stromzählern gesammelt und an eine zentrale Datenbank übermittelt, das sogenannte Endkundenportal. Die Daten sind aber nicht nur gut für die Fakturierung. Sie ermöglichen weitere Ausbauschritte in Richtung Smart Grid und Eigenverbrauchsoptimierung.

Smart Grid und Eigenverbrauchsoptimierung

Dank smart.control ist klar, wann der Stromverbrauch im Haus tiefer ist als die lokal produzierte Energie. Durch vordedefinierte Regeln können dann gezielt die Warmwasserboiler eingeschaltet oder eine Batterie im Haus aufgeladen werden. Sind diese Verbraucher versorgt, wird der Strom automatisch ins Netz verkauft. Vor der Abstimmung war es nicht erlaubt, den Strom direkt lokal zu verkaufen. Man durfte ihn nur zu sehr niedrigen Preisen ins Netz leiten.

Via App oder Browser erlaubt die Software Anlagenbesitzern und Mietern jederzeit einen Echtzeiteinblick in Stromverbrauch und Kosten. Ist der Gesamtstromverbrauch grösser als der selbst produzierte, erhält die EVG eine Rechnung vom Versorger. smart.control rechnet automatisch Produktion und Verbrauch gegeneinander auf und stellt den Parteien Einzelrechnungen aus. «Unsere Lösung hat keine Medienbrüche mehr und benötigt kein Papier», so Muster.

Neben den EVG kann aber auch der lokale Energieversorger smart.control einsetzen, um beispielsweise Regeln für ganze Viertel oder Strassenzüge festzulegen – sofern ihm die Anlagen gehören. In diesem Fall erfolgt der Zugriff über das sogenannte Energieversorger-Portal. Dabei erlaubt die Datenauswertung ausserdem ein Upselling für Batterien, wenn klar ist, dass an bestimmten Orten mehr produziert als verbraucht wird.

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